Mama allein zu Hause und plötzlich ist es zu still
Alle 14 Tage, Freitagabend, das gleiche kleine Ritual:
Taschen im Flur, Handy-Ladekabel werden noch schnell gesucht, ein letztes Durcheinander im Bad und dann klingelt es.
Der Papa steht vor der Tür.
Ein kurzer Abschied, ein „Tschüss Mama!“, noch ein Drücken und schon rauschen sie mit ihren Taschen die Treppe hinunter.
Ich winke ihnen nach, höre das Auto starten und dann ist es, als halte die Wohnung für einen Moment den Atem an.
Ich stelle mir ein Glas Wein hin, zünde eine Kerze an und lasse mich aufs Sofa sinken.
Zum ersten Mal seit Tagen spricht niemand mit mir, niemand braucht etwas, niemand will etwas.
Nur ich und dieses ungewohnte Gefühl von Zeit.
Meine Gedanken springen hin und her.
Ich überlege, was ich alles tun könnte: endlich aufräumen, schreiben, baden, vielleicht einfach nichts.
Doch statt Aktion breitet sich eine leise Langsamkeit aus.
Ich genieße sie, aber irgendwo in mir klingt es hohl wie ein Raum, in dem zu viel Platz ist.
Ich gehe ein paar Schritte durch die Wohnung, rücke hier ein Kissen zurecht, falte dort eine Decke.
Alles bleibt so, wie ich es hinstelle.
Und genau das fühlt sich seltsam an.
Sonst huscht immer jemand vorbei, hinterlässt Spuren eine offene Schublade, einen zerknüllten Pulli, ein Lachen aus dem Zimmer.
Jetzt ist alles ordentlich. Perfekt. Und ein bisschen leblos.
Am Samstag wache ich früh auf, obwohl ich ausschlafen könnte.
Ich trinke meinen Kaffee, laufe im Pyjama durchs Wohnzimmer und lasse Musik laufen leise, damit sie den Zauber des Morgens nicht vertreibt.
Für einen Moment ist es schön, einfach nur da zu sein.
Aber dann merke ich, wie sehr mir meine beiden Biester fehlen. Das Augenrollen, wenn ich frage, ob sie schon gegessen haben.
Das ständige Hin und Her, wer „eigentlich“ mit Aufräumen dran ist.
Ihr Lachen, wenn sie sich gegenseitig Videos zeigen und ich danebenstehe, ohne den Witz zu verstehen, aber trotzdem lachen muss, weil sie so lachen.
Ich gehe an den Zimmertüren vorbei, bleibe kurz stehen.
Das Chaos ihrer Welt wartet dort wie eingefroren.
Normalerweise würde ich tief seufzen, vielleicht auch ein bisschen schimpfen. Diesmal lächle ich nur und denke: „Genau so ist es richtig. Das sind wir.“
Manchmal erwische ich mich abends dabei, zwei drei Teller rauszuholen, bevor mir einfällt, heute trinke ich allein.
Oder ich öffne reflexartig die Küchentür und will rufen: „Mag jemand was mitgucken?“
Und dann halte ich inne.
Weil mir klar wird, dass ich sie in solchen kleinen Momenten am meisten spüre.
Wenn dann am Sonntagabend endlich die Wohnungstür aufgeht, höre ich an den Schritten, dass sie zurück sind.
Ein kurzes „Hallo“, Schuhe mitten im Flur, Taschen fallen, Türen klappen.
Ich weiß, sie ziehen sich erst mal zurück, das Hin-und-Her-Wochenende steckt in ihnen.
Aber allein das Wissen, dass sie wieder da sind, erfüllt mich mit einer Wärme, die ich nicht beschreiben kann.
Da sind Stimmen. Musik. Ein leises Lachen.
Und in mir breitet sich ein Gefühl aus, das ich nur kenne, wenn alles wieder an seinem Platz ist:
Mein Zuhause. Meine Mädels. Meine zwei Biester. 💛
Manchmal müssen wir die Stille aushalten, um zu spüren, wie sehr uns das Leben liebt, das darin fehlt.


